Schottland

WEST HIGHLAND WAY


29. Dez 2009 in Schottland

Meine mehrtägige Wanderung durch das schottische Hochland beginnt in Fort William und führt mich fünf Tage durch die schneebedeckten Berge Schottlands. Aufgrund der Wetterbedingungen sind kaum Wanderer unterwegs und ich komme mir vor wie in der tiefsten Wildnis.

Ich halte das offizielle Ende vom West Highland Way für den schöneren Abschnitt. Aus dem Grund bin ich den ganzen Weg in umgekehrter Richtung gelaufen und somit im beschaulichen Fort William gestartet. Alle nötigen Einkäufe hatte ich bereits in Edinburgh gemacht, sodass ich mich direkt auf den Wanderweg begeben konnte.

Ursprünglich hatte ich geplant zunächst einen Abstecher auf den Ben Nevis zu machen. Wegen der tiefen Temperaturen und den teilweise vereisten Abschnitten auf dem Wanderweg, habe ich mich jedoch dagegen entschieden. Mir erschien es zu gefährlich zu sein bei diesen Wetterverhältnissen alleine den Ben Nevis zu besteigen.

Das Wetter und die Schneeverhältnisse sind ideal zum Wandern. Es ist eine trockene Kälte und kalt genug, dass der Schnee nicht zu tauen beginnt. Die Schneehöhe ist dabei so gering, dass das Laufen nicht zu anstrengend wird, aber hoch genug, dass die ganze Umgebung in Weiß getaucht ist. Der West Highland Way führt in diesem Abschnitt vor allem durch hügeliges Gelände ohne viele Bäume. Dadurch habe ich immer wieder die Möglichkeit schöne Ausblicke auf den vor mir liegenden Weg zu erhaschen. Je weiter ich mich von Fort William entfernt habe, desto weniger Leute sind mir begegnet. Viele schienen in Fort Williams zu wohnen und ihre Hunde auszuführen. Touristen schien es um diese Jahreszeit nur sehr wenige zu geben.

Winterliche Stimmung auf dem WHW

Winterliche Stimmung auf dem WHW


Übergang zur nächsten Koppel

Übergang zur nächsten Koppel


Schneebedeckte Hügel entlang des WHW

Schneebedeckte Hügel entlang des WHW

In der einsetzenden Dämmerung habe ich begonnen nach einem geeigneten Zeltplatz Ausschau zu halten. Nach einiger Zeit fand ich eine passende Stelle, die ausreichend Platz für das Zelt geboten hat und vergleichsweise eben war. Der Aufbau des Zeltes ging trotz der einsetzenden Dunkelheit und des Schnees problemlos. Der Schnee war flach genug, dass die Heringe bis ins Erdreich reichen, der den Heringen einen guten Halt bot. Nach dem Errichten des Zeltes habe ich mich sofort in den wärmenden Schlafsack verkrochen. Die Schuhe habe ich vom anhaftenden Schnee befreit damit sie nicht so viel Feuchtigkeit aufnehmen und dann in die Apsis gestellt. Das sollte sich noch als Fehler herausstellen.

Die Apsis des Zeltes ist ausreichend groß, sodass ich zum Kochen nicht aus dem Zelt heraus muss. Das heißt, ich kann während des Kochens im Schlafsack eingepackt bleiben. Bei Temperaturen von -5 °C ist das sehr willkommen. Nach dem Essen versuche ich noch im Schein der Taschenlampe zu lesen, muss aber schnell einsehen, dass das zu einer sehr ungemütlichen Liegeposition führt. Außerdem muss ich wahlweise mit Handschuhen lesen oder bekomme kalte Hände, was beides suboptimal ist.

Zeltplatz in winterlicher Landschaft

Zeltplatz in winterlicher Landschaft


Schnee schmelzen mit dem Gaskocher

Schnee schmelzen mit dem Gaskocher

Am folgenden Morgen wache ich leicht fröstelnd auf und beschließe zunächst was Warmes zum Trinken zu kochen. Da mein Wasservorrat langsam zur Neige geht, schütte ich frischen Schnee zum Wasser und schmelze es mit ein. Dadurch kann ich den Vorrat an Wasser strecken und muss mir keine Sorgen machen, dass mir das Wasser zeitnah ausgeht. Anschließend will ich in die Schuhe steigen und mich auf den Weg machen. Dabei stelle ich fest, dass die Schuhe über Nacht eingefroren und steinhart sind. Ich nutze daher den Gaskocher, um die Schuhe abzutauen und sobald ich mit den Füßen in die Schuhe komme laufe ich sie eine Weile ein, um die Schuhe durch die Wärme der Füße warm zu laufen. Da bekommt das Einlaufen der Schuhe eine ganz neue Bedeutung.

Nach dem Zusammenpacken des Zeltes waren die Füße wieder warm und die Schuhe geschmeidiger, sodass es weiter gehen konnte. Zunächst ging es durch das Tal Lairigmor, wo die Ruinen des Tigh-na-sleubhaich stehen. Das Wetter zeigte sich von seiner guten Seite und zwischenzeitlich waren sogar paar blaue Flecken am Himmel erkennbar. Trotz des guten Wetters bin ich hier nur auf sehr wenige Spaziergänger getroffen. Die Schafe am Wegesrand sind oft das einzige Lebenszeichen in dieser abgeschiedenen Region.

Blick in den Lairigmor Pass

Blick in den Lairigmor Pass


Ruinen des Tigh-na-sleubhaich in Lairigmor

Ruinen des Tigh-na-sleubhaich in Lairigmor


Ein Schaf in der Winterlandschaft

Ein Schaf in der Winterlandschaft

Als nächsten tauchte Loch Leven hinter den Bergspitzen auf, an dessen Ende Kinlochleven liegt. Um diese Jahreszeit sah Kinlochleven sehr verschlafen aus. Aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit habe ich keinen Stopp gemacht, sondern bin direkt weiter gegangen. Durch die frühe Dämmerung war es wieder an der Zeit einen geeigneten Platz für das Zelt zu finden. Da die Straße an den Wasserleitungen des Wasserkraftwerkes entlang führt, musste ich relativ weit laufen, bis ich eine geeignete Stelle gefunden habe.

Berglandschaft entlang des Loch Leven

Berglandschaft entlang des Loch Leven


Wegmarke  entlang des WHW mit einer weißen Distel als Symbol

Wegmarke entlang des WHW mit einer weißen Distel als Symbol


Blick auf Kinlochleven

Von meinem Zeltplatz konnte ich die Lichter der Stadt gerade noch sehen, was abends ein sehr schönes Bild ergab. Da heute die Silvesternacht war, war mein Plan nachts nochmal aufzustehen, damit ich das eventuell stattfindende Feuerwerk von hier oben genießen kann. Meinen Wecker habe ich nachts gehört, aber bei den Temperaturen fiel es mir zu schwer mitten in der Nacht aufzustehen und habe mich einfach umgedreht und weiter geschlafen.

Der Blick zurück auf Kinlochleven bei einsetzender Dunkelheit

Der Blick zurück auf Kinlochleven bei einsetzender Dunkelheit


Zeltplatz in der Nähe von Kinlochleven

Zeltplatz in der Nähe von Kinlochleven

Weiter ging es zum Kingshouse Hotel, das nahe der A82 liegt. Hier war zur Mittagszeit vergleichsweise viel los und ich bin ebenfalls ins Hotel eingekehrt, um mir eine warme Mahlzeit zu gönnen. Anschließend habe ich das Personal gebeten meine Thermoskanne mit heißem Wasser zu füllen. Einerseits konnte ich das Wasser so direkt für warmen Tee nutzen, aber der vorrangige Grund war die Einsparung von Gas für den Gaskocher. Ich hatte den zusätzlichen Gasverbrauch bei der kalten Witterung unterschätzt, der nicht mit dem Verbrauch im Sommer zu vergleichen ist.

Schottische Berglandschaft im Winter

Schottische Berglandschaft im Winter


Abschnitt entlang der A82 im Winter

Abschnitt entlang der A82 im Winter


Blick vom WHW zur A82

Blick vom WHW zur A82


Rehe vor dem Kingshouse Hotel

Rehe vor dem Kingshouse Hotel

Nach einer Nacht in den Glencoe Mountains ging es früh morgens weiter. Der Weg war deutlich anstrengender zu gehen als es die vorherigen Tage. Hier lag der Weg tiefer als das umgebende Gras und dadurch hatten sich viele Schneeverwehungen gebildet, in denen ich jedes Mal tief mit den Schuhen eingesunken bin. Das war sehr erschöpfend und ich war froh, als der Weg sich nach einer Weile wieder besser begehen ließ.

Zelten in den Glencoe Mountains

Zelten in den Glencoe Mountains


Frostige Temperaturen am Morgen

Frostige Temperaturen am Morgen


Schneewehen auf dem WHW erschweren das Fortkommen

Schneewehen auf dem WHW erschweren das Fortkommen


Schneebedeckte Landschaft

Schneebedeckte Landschaft


Wäldchen entlang des Weges

Wäldchen entlang des Weges

Nach einem Schneegestöber am Mittag erreichte ich die Bridge of Orchy, wo ich im gleichnamigen Hotel eine Mittagspause einlegte. Mittags etwas Warmes zu Essen zu bekommen, ohne selber den Gaskocher nutzen zu müssen, war einfach zu verlockend. Die weitere Etappe bis nach Tyndrum war vergleichsweise eintönig und hatte keine Landschaftlichen Highlights.

Schneegestöber gegen Mittag

Schneegestöber gegen Mittag


Bridge of Orchy

Bridge of Orchy


Blick von der Bridge of Orchy

Blick von der Bridge of Orchy


Schöne Stimmung am Morgen des letzten Wandertages

Schöne Stimmung am Morgen des letzten Wandertages


Frostige -9°C nach dem Aufstehen

Frostige -9°C nach dem Aufstehen

Die letzte Nacht habe ich im By The Way Hostel in Tyndrum verbracht. Hier konnte ich alle meine Sachen ausbreiten und trocknen. Ich konnte dafür die Gemeinschaftsräume des Hostels nutzen, da ich der einzige Gast war. Nach den Weihnachts- und Silvestertagen war hier nicht mehr viel los. Von meinen Gastgebern habe ich noch Weihnachtskekse bekommen, die in den vergangenen Tagen übrig geblieben sind. Nach den vielen Nächten im Zelt war ein warmes Bett eine schöne Alternative.

By The Way Hostel in Tyndrum

By The Way Hostel in Tyndrum


Mogens an der Bushaltestelle in Tyndrum

Mogens an der Bushaltestelle in Tyndrum

Von Tyndrum geht es für mich am nächsten Morgen bereits um 7 Uhr mit dem Bus nach Glasgow und von dort später weiter nach Edinburgh, von wo es mit dem Flugzeug zurück nach Hause geht. Als erste Wintertour hat mir der West Highland Way sehr gut gefallen. Es ist ausreichend abgelegen und wenig besucht zu dieser Jahreszeit, aber eigentlich hat man immer die Möglichkeit innerhalb von weniger Stunden in der nächsten Ortschaft oder an der nächsten größeren Straße zu sein, wenn doch mal irgendwas nicht so klappt wie geplant.

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1 Kommentar


2. Okt 2018 um 15:03

Moin,
wow - das sind ja mal krasse Aufnahmen aus einer perfekten Winterlandschaft! Schottland bietet sich für sowas aber laut Bildern auch ideal an. Da will ich auch mal hin! :-)
Beste Grüße
Tobias

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