OUDTSHOORN
20. Okt 2018 in Südafrika
Der abgeschieden gelegene Ort Oudtshoorn ist heute noch das Zentrum der südafrikanischen Straußenindustie. Viele der Straußenfarmen können besichtigt werden und bieten entsprechende Touren an. Wir wollten Oudtshoorn vor allem wegen der dort heimischen Erdmännchen besuchen.
Bevor wir den Weg nach Oudtshoorn eingeschlagen haben, ging es zunächst weiter in den Süden. Wir sind dabei in einem Teil von Südafrika gelandet, der eher nach Norddeutschland aussieht. An beiden Seiten der Straße liegen bis zum Horizont landwirtschaftlich genutzte Flächen. Dabei wechseln sich Weizenfelder und Rinderweiden ab, was die Landschaft wie ein Flickenteppich aussehen lässt.
Ein ganz unafrikanischer Anblick der landwirtschaftlich genutzten Flächen
Über Kilometer hinweg ziehen sich die Felder entlang der Straße
Kurz vor der Küste wechselt sich das Landschaftsbild schlagartig. Die Felder weichen dann der natürlichen Vegetation, wodurch es an beiden Seiten der Straße niedrige Buschlandschaften gibt. Im Hintergrund können wir teilweise das Meer erspähen, ehe wir ab Struisbaai direkt an der Küste entlang fahren und immer wieder schöne Aussichten auf den Indischen Ozean erhalten.
Der südlichste Punkt des afrikanischen Kontinents
Hier trifft der Indische Ozean auf den Atlantischen Ozean
Schäumend brechen die Wellen am Kap Agulhas über die Felsen
Unser Ziel ist das Kap Agulhas, wo sich der südlichste Punkt Afrikas befindet. Von einem kleinen Parkplatz führt uns der Weg zu dem Schild, das den südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents markiert. Ansonsten ist diese Stelle nur wenig von der umliegenden Felsküste zu unterscheiden. Auch das der Indische Ozean an diesem Ort auf den Atlantischen Ozean trifft, ist nur dem Schild zu entnehmen. Das Meer sieht auf beiden Seiten identisch aus und ein visueller Unterschied ist nicht auszumachen.
Route 62
Für die Strecke vom Kap Agulhas nach Oudtshoorn gibt es zwei mögliche Verläufe. Wir haben uns gegen die Küstenroute entschieden. Wobei das Wort Küstenroute irreführend ist, da die N2 in diesem Abschnitt zwar an der Küste entlang führt, aber in einem deutlichen Abstand, sodass wir wohl erst in Mossel Bay wieder einen Blick auf das Meer hätten erhaschen können. Wir entschieden uns daher auf die Inlandsroute über die R62.
Die Straße windet sich durch das Zuurberg Nature Reserve
An einem Aussichtspunkt können wir auf die hinter uns liegenden Felder blicken
Erst als wir die N2 in Richtung Route 62 verlassen, verändert sich die Landschaft dramatisch. Es wird immer bergiger, während wir den Pass hinauf fahren. Neben der Straße zieht sich eine tiefe Schlucht durch das Gestein. Von einem der höher gelegenen Aussichtspunkte können wir über die Schlucht hinweg auf die Felder schauen.
Abgesehen von der Landschaft war der Höhepunkt der Route 62 das Diesel & Crème in Barrydale. Aufgefallen ist uns der Laden wegen der vielen Autos an der Straße, die wir als ein Zeichen für die Qualität des Ladens angesehen haben. Der Laden ist einer alten Tankstelle nachempfunden und in der Außenanlage stehen viele alte Zapfsäulen, die einen gewissen Charme verbreiten.
Eine willkommene Abwechslung bietet das Diesel & Crème in Barrydale
Die köstlichen Milchshakes sollte man sich nicht entgehen lassen
Das Diesel & Crème bietet diverse Eisspezialitäten an. Wir haben jeder einen Milchshake getrunken und waren überwältigt vom Geschmack. Die Zutaten waren sehr frisch und die Shakes mit Liebe zubereitet. Bei dem warmen Wetter war ein kühles Getränk in jedem Fall das Richtige. Die Milchshakes waren so gehaltvoll, dass wir gar nicht weiter über ein Mittagessen nachgedacht haben und die Shakes als vollwertige Mahlzeit angesehen haben. Es sei jedem Empfohlen einen Stopp im Diesel & Crème einzulegen, dem sich die Möglichkeit bietet einen Abstecher nach Barrydale einzuplanen.
Die Fahrt entlang der R62 zieht sich in die Länge
Abseits der Straße sind nur die Berge als Sehenswürdigkeiten vorhanden
Jedem, dessen Route durch Barrydale führt, sei empfohlen einen Stopp im Diesel & Crème einzulegen. Es wäre schade sich diesen Gaumenschmaus entgehen zu lassen. Der weitere Weg nach Oudtshoorn birgt wenig Abwechslung. Die Straße führt, wo möglich, gerade durch die Buschlandschaft und wird nur kurzzeitig von geschwungenen Bergstraßen unterbrochen.
Erdmännchen in Oudtshoorn
Heute heißt es früh Aufstehen für uns, denn bereits um 6:30 Uhr werden wir auf der Buffelsdrift Game Lodge erwartet. Von dort geht es, im faden Licht der aufgehenden Sonne, in einem der Geländewagen los. Ziel sind die hier lebenden Erdmännchen. Bereits auf der Fahrt wird uns erklärt, dass die Wetterverhältnisse nicht optimal sind. Die Erdmännchen verlassen ihren Bau erst ab einer bestimmten Temperatur und Kälte und Wind sind Faktoren, die die Erdmännchen länger in ihrem Bau halten.
Die durch den Wind erzeugten Geräusche bedeuten für die Erdmännchen eine potenzielle Gefahr. Aufgrund der raschelnden Äste und Blätter könnten durch den Wind eventuelle Feinde überhört werden. Aus demselben Grund schaut immer erst ein einzelnes Erdmännchen aus dem Bau und checkt die Umgebung ab.
Erste zaghafte Blicke aus dem Erdmännchenbau
Es folgen weitere Erdmännchen nachdem die Umgebung erkundet wurde
Wir mussten mehr als 30 Minuten auf das erste Anzeichen warten. Bei einstelligen Temperaturen und dem schwachen Sonnenlicht waren die Temperaturen nur schwer zu ertragen. Mit dem ersten Erdmännchen war die Kälte schlagartig vergessen und wir waren vollkommen mit dem Beobachten der zierlichen Tiere beschäftigt.
Später trauen sich die Erdmännchen sogar ganz aus der Höhle
Auch die kleinen Erdmännchen schauen sich sorgfältig um
Die jungen Erdmännchen ahmen ihre Eltern nach
Eine weitere Viertelstunde dauerte es, bis das erste Erdmännchen die Lage sondiert hatte und der restlichen Familie signalisierte, dass die Region um die Höhle sicher ist. Anschließend zeigten sich an dem Ausgang immer mehr Erdmännchen, worunter sich selbst der 6 Wochen alte Nachwuchs befand. Je weiter der Tag vorangeschritten war, desto aktiver wurden die Erdmännchen. Anfangs saßen sie nur in direkter Nähe zu den Ausgängen und schauten sich intensiv um.
Alle Richtungen werden ausgespäht bevor es aus dem Bau geht
Nach einer Stunde brechen die Erdmännchen auf und verlassen den Schutz der Höhle
Später wanderte die ganze Gruppe von Erdmännchen aus dem Bau und zog langsam in die weiter vorne liegenden Höhlen. Dabei trauten sie sich auch ganz aus dem Bau, sodass wir mehr von den Tieren sehen konnten, als nur die Oberkörper. Nach einer Weile startete die ganze Erdmännchenfamilie wie auf ein Kommando und verschwand hinter einem Hügel, um in ihrem Revier nach Nahrung zu suchen.
Oudtshoorns Straußenfarmen
Wir kommen genau zur richtigen Zeit bei der Safari Showfarm an. Eine Gruppe ist gerade dabei eine Führung zu starten und wir können uns noch anschließen. Zu Beginn geht es an ein Gehege, wo der Guide uns über das Brutverhalten der Strauße aufklärt.
Diese legen alle zwei Tage ein Ei und können bis zu 60 Eier pro Brutsaison legen. Um die Festigkeit der Straußeneier zu verdeutlichen, darf sich jeder auf einige der bereitliegenden Eier stellen. Da die Strauße mit bis zu 135 Kg ein ähnliches Gewicht haben wie wir Menschen besteht da keine Gefahr für die Eier.
Einfahrt der Safari Straußenfarm in Oudtshoorn
Auf der Tour über die Farm dürfen wir die Festigkeit der Straußeneier testen
Danach geht es mit einem Traktor durch die Gehege mit verschiedenen Arten von Straußen. Die Strauße kommen dabei direkt an den Wagen heran und wer auf einem äußeren Sitz Platz genommen hat, der muss damit rechnen auch mal angeknabbert zu werden. Mir hat einer der Strauße in die Schulter gepickt, mehr als ein kurzes Zwicken ist dabei allerdings nicht zu spüren.
Als erstes begegnet uns ein männlicher Strauß
Das männliche Geschlecht ist gut am schwarzem Federkleid zu erkennen
Die weiblichen Sträuße sind hingegen an den gräulichen Farbe zu erkennen
Die Straußenkücken haben jeweils einen erwachsenen Strauß mit im Gehege
Weiter geht es dann zu der Aufzucht Station mit vielen Straußenkücken, die erst wenige Wochen alt sind. In jedem Gehege sind zusätzlich ein paar ausgewachsene Strauße, damit die kleinen Straußenkücken sich das Verhalten anschauen können und die natürlichen Verhaltensweisen ihrer Eltern erlernen.
Wer sich traut kann die Strauße mit der Hand füttern
Zum Schluss gibt es noch eine Nahaufnahme eines Straußes
Wer sich traut, der kann die Strauße am Ende der Führung per Hand füttern. Ganz angenehm ist das nicht. Die Strauße nähern sich in der Regel zunächst langsam an und schnellen dann plötzlich nach vorne, um das Futter von der Hand zu picken. Dabei sind sie jedoch so ungenau, dass die Strauße in der Regel die Handfläche treffen. Das merken wir weniger stark als befürchtet. Die Strauße beißen eher, als das sie picken. Jedenfalls fühlt es sich so an wie raues Schmirgelpapier, dass über die Hand gerieben wird.