ROYAL NATAL NP
29. Okt 2018 in Südafrika
Der Sentinel Hike ist die spektakulärste Tageswanderung in Südafrika und bietet unglaubliche Aussichten vom Amphitheatre, einer 1000 Meter Felswand. Nichts für schwache Nerven ist die berüchtigte Passage, wo es über wackelige Eisenleitern eine 30 Meter hohe Felswand empor geht.
Im Royal Natal National Park haben wir uns vorgenommen den Sentinel Hike zu wandern. Der Startpunkt der Route liegt am gleichnamigen Sentinel Car Park und damit sehr abgeschieden am Rand von Phuthaditjhaba. Der ideale Ausgangsort ist daher die Witsieshoek Mountain Lodge an der Zufahrtsstraße des Sentinel Hikes.
Die Witsieshoek Mountain Lodge ist generell eine empfehlenswerte Unterkunft für einen Besuch im Royal Natal Nationalpark. Die unmittelbare Lage in den Drakensbergen erlaubt es direkt von der Lodge aus Wanderungen zu unternehmen. Das Angebot der Witsieshoek Mountain Lodge wird mit einem gehobenen Restaurant und einer gemütlichen Bar abgerundet. Zudem bietet die Lodge einen Transfer zu Startpunkt des Sentinel Hike an. Wer sich die Wanderung nicht alleine zutraut, der kann an der Rezeption einen lokalen Guide buchen.
Während die Straße bis zur Lodge gepflastert und in einem guten Zustand ist, sind die letzten 7 Kilometer bis zum Sentinel Parkplatz übersät mit tiefen Schlaglöchern und Steigungen. Wir haben das vorher gelesen und sind probehalber am Vorabend der Wanderung auf die Schotterstraße gefahren. Wir haben mit unserem Ford Eco Sport Probleme gehabt die Strecke zu fahren und es letztendlich abgebrochen.
Der Ford Eco Sport schien nicht genug Motorleistung unter der Haube zu haben, um die Steigungen mit einer langsamen Geschwindigkeit zu bewältigen. Schnelleres Fahren war aufgrund der tiefen Schlaglöcher allerdings auch keine Option. Generell ist die Straße mit einem etwas erhöhten Fahrzeug zu befahren. Wir haben am folgenden Tag einige Leute gesehen, die mit ihrem Auto zum Parkplatz gefahren sind. Der letzte Abschnitt ist wieder gepflastert und da dort ein Besucherzentrum gebaut wird, wird die verbleibende Straße sicherlich zeitnah ausgebessert.
Diese Schotterstraße führt zum Sentinel Carpark
Unser Ford Eco Sport war nicht ausreichend motorisiert für diese Straße
Am Tag der Wanderung klingelt uns der Wecker bereits um kurz nach 5 Uhr aus dem Bett. Der Grund ist nicht die Wanderung, sondern wir wollen den Sonnenaufgang anschauen. Verschlafen treten wir vor unseren Bungalow und sehen bereits das erste Licht der aufgehenden Sonne. Je weiter sich die Sonne in die Höhe schiebt, desto mehr Konturen lassen sich in der hügeligen Landschaft ausmachen.
Sonnenaufgang um 5 Uhr morgens vor der Witsieshoek Mountain Lodge
Der Himmel sieht nach wunderbarem Wanderwetter aus
Um 8 Uhr fahren wir mit dem Shuttle Service von der Lodge los und sind eine halbe Stunde später gut durchgeschüttelt am Parkplatz und somit dem Startpunkt des Sentinel Hikes angelangt. Die Wanderung beginnt sehr sanft auf einem gepflasterten Wanderweg. Im Hintergrund erkennen wir den markanten Sentinel mit seinen 3165 Metern, der wie ein Felsklotz aus der Umgebung ragt.
Ausblick von der Zufahrtsstraße des Sentinel Hikes
Der Sentinel Hike beginnt sehr sanft und man sieht im Hintergrund den namensgebenden Berg
Der Blick zurück zeigt den gut ausgebauten Wanderweg
Der Anfang der Wanderung hat nur eine leichte Steigung
Der anstrengendste Bereich der Wanderung steht uns als Nächstes bevor. Der schmale Pfad führt im Zickzack den Berg hinauf und endet an den massiven Felswänden des Sentinel. Anschließend führt uns der Weg an den Felswänden entlang mit einer gemächlichen Steigung, die sich nach dem vorherigen Abschnitt gar nicht bemerkbar macht. Zur rechten Seite schauen wir entlang der Ausläufer der Drakensberge mit ihren Schluchten.
Jetzt wird es anstrengender und geht Zick-Zack den Berg hinauf
Nach dem Anstieg haben wir eine herrliche Aussicht in die Täler
Die Ausläufer der Drakensberge reichen bis weit ins Landesinnere
Der Wanderweg führt nun gemächlich weiter aufwärts
Und direkt an den steilen Bergflanken des Sentinels vorbei
Nach einer Stunde und 30 Minuten stehen wir dann vor der eigentlichen Herausforderung dieser Wanderung, den Eisenleitern, die senkrecht die kahlen Felswände hinaufführen. Dieser Herausforderung ist psychischer Natur, da es eine reine Kopfsache ist diese rustikalen Eisenleitern hinaufzuklettern. Für jeden mit Höhenangst oder schwache Nerven sind diese Leitern nichts. Wir können uns auch nicht durchringen die Leitern zu nehmen. Es ist von unten nicht zu erkennen, wie weit es an den Leitern nach oben führt.
Dann haben wir sie erreicht, die berüchtigten Eisenleitern des Sentinel Hikes
Von unten ist nicht zu erkennen wie hoch die Leitern führen
Die wackeligen Eisenleitern sind nichts für Leute mit Höhenangst
Für solchen einen Fall gibt es eine alternative Route auf das Hochplateau. Durch die Beacon Buttress Schlucht führt ein zweiter Weg hinauf. Im Nachhinein halten wir diese Alternative für gefährlicher als die Eisenleitern. Die Schlucht ist übersät mit losen Gesteinsbrocken, die jederzeit von anderen Wanderern ins Rollen gebracht werden können. Wir waren jedenfalls froh niemanden vor uns gehabt zu haben.
Die Beacon Buttress Schlucht ist ein alternativer Weg auf die Hochebene
Der steile Anstieg in der Schlucht ist ebenfalls nicht ohne
Die Steigung hoch zum Beacon Buttress ist nicht zu unterschätzen und wir verbringen eine weitere halbe Stunde in dieser Schlucht, eher wir vollkommen erschöpft den Gipfel erreichen. Wir blicken von oben zurück in die Schlucht und haben wenig Lust diese Geröllhalde wieder hinabzusteigen. Jetzt haben wir also zwei Routen zur Auswahl, von denen wir keine nutzen wollen. Wir umgehen das Problem vorläufig, indem wir nicht weiter drüber nachdenken.
Nach dem Aufstieg befindet sich auf der linken Seite eine kleine Erhebung, die auf jeden Fall erklimmt werden sollte. Die Aussicht von dort oben macht die ganzen Anstrengungen vergessen und verziehen. Beinahe senkrecht geht es an Klippen gute 1000 Meter in die Tiefe. Der sonnige Tag erlaubt uns eine Aussicht bis weit über die Grenzen des Royal Natal Nationalparks hinaus. Von hier oben können wir wunderbar sehen, wie weit sich die Ausläufer der Drakensberge ziehen und das Landschaftsbild prägen.
Erschöpft genießen wir die grandiose Aussicht von den Drakensbergen
Hier geht es etwa 800 Meter in die Tiefe
Die steil abfallenden Drakensberge bieten eine traumhafte Kulisse
Ebenfalls beeindruckend finden wir die Hochebene, die sich auf der anderen Seite befindet. Die Wanderung führt uns direkt am „The Gully“ vorbei, einer Schlucht, die sich weit in die Hochebene hineingezogen hat. Auf der Hochebene verlieren wir sofort das Gefühl, dass wir uns in den Bergen befinden. Nur am Rand der Hochebene sind die abrupten Höhenänderungen der Drakensberge zu erkennen. Während das Landschaftsbild auf der Hochebene eine andere Welt zu sein scheint.
Einige Schluchten ziehen sich bis weit in die Hochebene hinein
Besonders eindrucksvoll ist die Schlucht mit dem Namen The Gully
Hier erkennt man die unglaubliche Weite der Hochebene
Der Tugela Wasserfall ist der höchste Wasserfall in Südafrika. Leider hat die Trockenzeit der vorangegangenen Monate dazu geführt, dass der Tugela nur wenig Wasser führt. Von dem Wasserfall ist nur ein kleines Rinnsal übrig geblieben. Der Weg hierher hat sich dennoch gelohnt, da es auch hier die Drakensberge senkrecht in die Tiefe abfallen und für eine grandiose Aussicht sorgen.
Der Tugela Wasserfall führt um diese Jahreszeit kaum Wasser
Trotzdem lohnt sich der Besuch wegen der beeindruckenden Aussicht
Auf dem Rückweg über die Hochebene folgen wir den Tugela River
Das aufgeschobene Problem des Abstiegs kommt jetzt wieder zum Vorschein. Sollen wir die Schlucht beim Beacon Buttress hinabsteigen oder uns doch auf die wackeligen Eisenleitern trauen. Wir beschließen uns zunächst die Leitern einmal von oben anzuschauen. Der Weg zu den Leitern führt uns ohne große Steigungen am Tugela entlang. Nach kurzer Zeit stehen wir auf der anderen Seite der Hochebene und schauen auf den Fika-Patso Damm und die dahinterliegende Stadt Phuthaditjhaba hinab.
Aussicht von der anderen Seite der Schlucht unmittelbar vor den Eisenleitern
Erst direkt am Abgrund kommen die Eisenleitern des Sentinel Hikes in unser Sichtfeld. Wer gehofft hat, dass die Leitern von oben weniger Überwindung kosten, der wird sofort eines besseren Belehrt. Wir können nun jedoch den Verlauf der Leitern besser abschätzen und kennen die Alternative, die für uns eigentlich keine Alternative mehr ist. Wir fassen uns ein Herz und wagen den Abstieg über die Leitern.
Von oben wirken die Eisenleitern am Sentinel Hike nicht weniger gefährlich
Aber wir können von oben wenigstens die Länge der Leitern abschätzen
Schritt für Schritt setzten wir unsere Füße auf die Sprossen der Eisenleitern und halten uns an den gewaltigen Eisenringen der Leiter fest. Im oberen Abschnitt liegt die Leiter relativ fest auf dem Boden auf. Dadurch ist die erste Passage dann doch einfacher als gedacht. Das Ende der zweiten Passage kostet dann noch einmal Überwindung, da die Leiter hier frei in der Luft hängt und durch unser Gewicht zu schwingen anfängt. Zum Glück geht es jetzt nur noch eine kurze Strecke hinab, ehe wir wieder festen Boden unter den Füßen spüren.
Beim Abstieg fängt es an leicht zu regnen, wobei sich der Regen später zu Schneeregen wandelt. Das zeigt wieder, dass es sich auch bei 28 °C und Sonne am Startpunkt empfiehlt eine Regenjacke und warme Anziehsachen einzupacken. Schon auf der Hochebene herrschte ein starker Wind, der die gefühlte Temperatur deutlich nach unten korrigiert hat und uns so veranlasst hat etwas dickeres Überzuziehen.
In der Ferne ist der Ort Phuthaditjhaba zu erkennen
Vor Phuthaditjhaba liegt der Kika Patso Damm
Die Abfahrt vom Parkplatz wird für uns zur Geduldsprobe. Unser erste Anruf bei der Lodge wird zwar entgegengenommen und versprochen einen Fahrer loszuschicken, aber die Information geht verloren. Da wir am Parkplatz keinen Empfang haben, gehen wir zu Fuß los und versuchen immer wieder einen Anruf abzusetzen. Nach einer Weile haben wir Empfang und können die Lodge erreichen, die nun versprechen wirklich jemanden loszuschicken. Insgesamt brauchen wir so eine Stunde vom Parkplatz bis zur Lodge.
Wegen der Zeitverzögerung brechen wir direkt auf, denn wir haben uns für die Nacht im 100 Kilometer entfernten Van Reenen einquartiert. Das Hotel Green Lantern wirkt, als wäre es im 19. Jahrhundert stehen geblieben und wenn wir ehrlich sind, dann wirkt der ganze Ort wie in der Vergangenheit stehengeblieben. Trotz der enormen Größe des Hotels scheinen dort nur wenige Gäste unterzukommen. Uns soll das nach dem langen Tag recht sein, schließlich wollen wir nur zu Abend essen und dann ins Bett.
Im Green Lantern Hotel in Van Reenen erwartet uns ein Esel in der Bar
Das Hotel scheint in der Zeit hängen geblieben zu sein
Eine Überraschung erwartet uns dann aber doch noch. Als wir in der Kneipe auf den gelungenen Tag anstoßen, tritt plötzlich ein Esel hinter die Bar. Der Esel scheint mit der Situation vertraut zu sein und die Besitzer des Hotels erklären uns, dass der Esel immer mal wieder in die Bar darf. Alles in allem passt der Esel in der Bar zu unserem Eindruck des Hotels: Chaotisch aber charmant. Als Zwischenstopp eine angenehme Unterkunft, aber nichts für einen längeren Aufenthalt.